Bin heute frueh in Big Bear Lake angekommen und geniesse derzeit einen neroday (nur 9 Meilen gewandert), vielleicht morgen noch einen zeroday (0 Meilen).
Mit 264 Meilen bin ich jetzt bei 10% vom gesamten Trail angekommen. Je nachdem wann ich und in welcher Verfassung ich die Lage betrachte, finde ich das grossartig oder deprimierend.
Am Samstag hatte ich etwas zu wenig Wasser dabei und habe den groessten Teil des Tages im Schatten bei 37 Grad verbracht. Erst um 5 bin ich aufgebrochen um mit meinen 600 ml Wasser die letzten 4 Meilen bis zum East Fork vom Mission Creek zu kommen. Die letzten Serpentinen bergab habe ich im Laufschritt gemacht. Mit dem wenigen Wasser habe ich natuerlich auch nicht wirklich ausreichend gegessen.
Am naechsten Morgen – Sonntag – bin ich schon um 4:00 frueh auf und kurz vor 4:30 losmarschiert. Der Mond ist auch halbvoll noch hell genug, um auf dem Trail ohne extra Licht leicht zu gehen. Nur die Pumas sieht man so nicht …
Der Energiemangel vom Vortag haengt mir noch nach und ich bin total schwach. Es fuehlt sich an, als haette sich die Erdanziehung verzehnfacht und meine Fuesse sind aus Blei, so schwer lassen sie sich fortbewegen. Und zum Essen muss ich mich zwingen – fatale Lage. Der Canyon ist ewig lang und es gibt ausser den Eidechsen wenig Abwechslung. Nach einer Pause gehts besser, aber um 11:00 mache ich eine lange Siesta an der letzten Wasserstelle fuer die naechsten 17 Meilen (North Fork Mission Creek). Ich schlafe eine Runde und dann gibt es Essen, um 16:30 breche ich zur Nachmittagsetappe auf und finde einen schoenen Fleck unter einem Baum zum Uebernachten.
Gestern habe ich einen kurzen Tag gemacht und ab 11 wieder Siesta. In der Nacht habe ich das erste Mal gefroren, obwohl es nur um die 10/12 Grad hatte – aber Abendessen habe ich zu weit nach vor geschoben und vor dem Schlafengehen nichts mehr gegessen.
Dafuer heute frueh schon zuegig voran gekommen – 9 Meilen vor 9 Uhr. Mein normaler Plan ist 15 Meilen um die Mittagszeit.
Meine Verfassung ist immer noch ziemlich gut, meine Gelenke haben sich alle an die Arbeit gewoehnt und in der Frueh brauche ich um die 30-45 Minuten bis alles warm und eingelaufen ist.
Vorgestern haben allerdings am rechten Fuss die grosse und die zweite Zehe beschlossen sich nicht mehr zu moegen, obwohl sie schon ein Leben lang zusammen sind. Die zweite Zehe hat eine Entzuendung im zweiten Gelenk und ist etwas dicker, als Vorbeuge gegen Blasen habe ich sie getaped. Der Sand im Tape hat dann an der grossen Zehe das Nagelbett gereizt. Mit einem Seifenbad im Kochtopf und einer Trennung mittels Tampon ueber Nacht konnte ich sie aber beide am naechsten Morgen wieder versoehnen. Fusspflege ist hier das um und auf und es ist erstaunlich, wie wenig sich manche Wanderer um ihre Fuesse kuemmern.
Wasser gibt es bis jetzt noch immer ausreichend und in sehr guter Qualitaet obwohl es ein ausgesprochen trockenes Jahr mit kaum Schnee im Winter war.
Wind gibt es ausreichend und beinahe dauernd – von der leichten Brise, die einem die Haut kuehlt bis zum heftigen Wind, der mich aus der Spur hebt und am Vorwaertskommen hindert.
Diese beiden sind zusammen mit der Sonne die wichtigsten Elemente in meinem Alltag.
Weil ich beim Wandern viel Zeit habe um mir Bloedsinn auszudenken, hier ein paar wichtige Statistiken:
Blasen: 0
Ibuprofenverbrauch in mg: 3800 (die letzten Tage habe ich keines mehr gebraucht, bin auch auf 200er umgestiegen)
Snickers: 0
Peanut Butter: 0
Klapperschlangen: 2,5 (2 erwachsene, ein Baby)
Stuerze: 0,1 (eigentlich nur ein Beinahe-Sturz)
Verlaufen: 2
Eidechsen: unzaehlbar
Skink: 1
Gecko: 1
Dehydriert: 1
Maximal getragene Wassermenge: 4 (nach meiner Dursterfahrung bin ich etwas vorsichtiger geworden)
Verschlissene Socken: 1 Paar
Schön zu lesen dass es dir außer ein paar Kleinigkeiten gut geht!
Hat du allen ernstes eine Klapperschlange aus der Entfernung fotographiert? Mit meiner Schlangenphobie wäre ich schon beim sehen derselben gestorben 🙂
Die Landschaft sieht super aus und das Sofa im Wald…anscheinend haben die Amis ein etwas entspannteres Verhältnis zum Trekken als wir hier in Europa wo ja mittlerweile so ziemlich alles verboten ist.
Freue mich auf den nächsten Bericht und hoffe das es dir weiterhin so gut geht.
Grüße
Timo
Oh Mann Sabine,
sorry, aber ich MUSS jetzt einfach DU sagen, obwohl wir uns gar nicht kennen. Das Fernweh schnürt mir gerade ganz heftig die Kehle zu; der Canyon, die Joshuas: so, so schön. Die Klapperschlange – Respekt; hab zwar keine Phobie, aber durchaus gewisse Vorbehalte was die Nähe zu ihnen anbelangt.
Jöö, Du siehst den Puma nicht…aber er Dich 🙂 und er wird sich sagen: wow, tolle Frau! Geht hier ganz allein und hat nur Wanderstöcke mit; die lass ich mal in Ruhe.
Wie schön, dass Deine Zehen sich wieder mögen 🙂 und ja, wie so manch ein Hiker die wichtigsten Körperteile vernachlässigt ist wirklich bemerkenswert.
Die Couch in the woods – incredible! Mag man über God’s own country denken was man will – ich liebe diese Art der Gastfreundschaft zutiefst.
Freue mich auf die nächsten Berichte und hoffe, dass es Dir weiterhin so gut ergeht.
Herzlichen Gruss, Barbara
Nur weiter so!!!
Übrigens ist deine Statistik für uns sehr aufschlußreich!
Wir bitten um weitere Berichte und vor allem Aufzählung der gefährlichen Tiere -> Sonderwunsch von Pa!
Die Trailkarte von Dir ist im Zentrum ;)) unserer Wohnung aufgeklebt und wird regelmäßigst von Jung und Alt kommentiert.
Du bist echt coooooooool….
Sag wie findet man dich als roten Punkt auf Google Map? Hast Du doch dein Gerät mit?
Grüße an Deine zehn Zehen! Sie sollen sich ALLE noch weitere tausende Kilometer (und Jahrzehnte) vertragen.
Big big Hugs
Impressive looking pictures as always.
Good luck to your next days!
Die Klapperschlange war noch etwas durchgekuehlt von der Nacht und ich habe hoeflich angefragt, ob ich wohl ein Bild machen koennte … Ist alles nur eine Frage des Respekts 🙂
Wie man den roten Punkt findet, weiss ich nicht, aber es gibt auf http://www.postholer.com den ganzen Trail auf Google Maps: http://postholer.com/gmap/gmap.php
Am einfachsten geht ueber Maildrops/Resupply, weil das sind die Orte, von wo ich schreibe.
USA ist zum Wandern wirklich grossartig – der PCT ist ja auch ein National Scenic Trail und viele sind einfach stolz auf die Hiker, die da unterwegs sind. In den Staedten sind alle freundlich, reden einen an … und das Wetter ! Seit ueber drei Wochen durchgehend blauer Himmel und strahlender Sonnenschein. Nicht einmal mir ist kalt!
Weil Sabi, the mean hiking machin zu lang war habe ich jetzt den Trailnamen WaSabi bekommen.
Oh, das mit dem roten Punkt ist eigentlich kein schwieriges Rätsel. Ich gebe einfach Deine Ortsangaben in Maps ein, dann zeigt mir Google den roten Punkt ;-).
Go, Sabi, go!
Ralph und Moni